Analytische Psychotherapie

PSYCHOMEDIA  |  Gemeinschaftspraxis für Psychotherapie | Gartenstraße 19 | 14169 Berlin

Grundlagen

Seit der Begründung der Psychoanalyse durch Sigmund Freud wurde sie als Behandlungsverfahren für seelische Krankheiten vielfach weiterentwickelt. Entsprechend den Notwendigkeiten der unterschiedlichen Krankheitsbilder entstanden Modifizierungen und differenzeirte Anwendungsforemen, so dass eine moderne Psychoanalyse häufig ganz anders abläuft als dies aus einer Zeit von vor mehr als 100 Jahren bekannt vorkommt. Unabhängig aber von allen Weiterentwicklungen basiert auch die moderne Psychoanalyse - als Analytische Psychotherapie - auf der grundlegenden Methode, mit Hilfe psychogenetischer und dynamischer Hypothesen Symptome und Leidenszustände in "sinnvoller Weise" neu zu konzipieren, ihnen "Bedeutung zu geben". Im Mittelpunkt stehen dabei heute meist Beziehungserfahrungen der Lebensgeschichte, die in der einen oder anderen Weise das heutige Leben beeinflussen. Es sind verinnerlichte Bilder und Gefühlszustände von Beziehungen und wichtigen anderen Personen unseres Lebens, die unsere heutige Wahrnehmung, unser Bewußtsein, Erleben und Verhalten bestimmen, ohne dass wir uns dessen bewusst wären. In der Analytischen Psychotherapie soll einen Zugang zu den unbewussten Motiven und Beweggründen eines Menschen ermöglicht werden, so dass diese überprüft, beeinflusst und verantwortet werden können.  

Behandlungsmethode

Das Auftauchen von unbewussten, verdrängten Inhalten wird auch durch besondere Therapieregeln unterstützt: Alles Seelische soll möglichst unzensiert zugelassen werden; alles, was einem gerade durch den Kopf geht, sollte ins Gespräch kommen können. Dazu bietet die Therapie einen geschützten Raum. Der behandelnde Psychotherapeut hält sich generell eher zurück – anders als im Alltagsgespräch und auch zurückhaltender als in anderen psychotherapeutischen Behandlungsmethoden. Das Zuhören, Abwarten, Spiegeln auftauchender Empfindungen, das Deuten möglicher innerer Zusammenhänge mit früher Erfahrenem oder das Aufzeigen alternativer Sichtweisen sind typische Vorgänge in einer Analytischen Psychotherapie. Auf diese Weise gelingt es, immer entlang der Gedanken und Einfälle des Patienten, durch Einsicht und Erkennen unbewusster Zusammenhänge, einen veränderten Zugang zur eigenen Person und zu den Beziehungen zu gestalten. 

Typisch für eine Analytische Psychotherapie ist, dass die Wiederholungsmuster nicht nur für Situationen im Alltagserleben des Patienten, "draußen", besprochen werden, sondern dass besondere Beachtung auf die analytischen Beziehung gerichtet wird und das Auftauchen musterhafter Erfahrungen zwischen behandelndem Psychotherapeuten und der Patientin, sozusagen "in Echtzeit" erforscht wird. (Übertragung). Das ist deshalb so wichtig, weil dann ganz aktuell quasi an Ort und Stelle die inneren Zusammenhänge erfahren und besprochen werden können und bisher unbewusste, unbekannte Aspekte des Themas erarbeitet werden. Die Psychotherapeut achtet zudem auf die Gefühle und Impulse, die der Patient in ihm selbst auslöst – ohne sie jedoch einfach zum Ausdruck zu bringen. Er nutzt diese so genannte Gegenübertragung vielmehr als Anhaltspunkt, gibt diesen Gefühlen Bedeutung und trägt damit zum Erkennen und Begreifen des Patienten bei.

Behandlungsablauf

Die Therapiestunden finden mehrmals die Woche statt, zwei bis dreimal, und häufig im Liegen auf der - fast schon sprichwörtlichen - Couch. Frequenz und entspannte Körperlage fördern die Konzentration und eine intensive Beschäftigung mit sich selbst und den eigenen Phantasien, Wünschen, Träumen, Gefühlen und Gedanken. Das Ziel der Analytischen Psychotherapie ist auf lange Sicht hin gedacht. Es geht nicht darum, Symptome, die als Ausdruck unbewusster Konflikte verstanden werden, möglichst schnell zum Verschwinden zu bringen. 

Ziel einer Analytischen Psychotherapie ist es, Einsicht in sich selbst und die bisher unbekannten Seiten zu gewinnen und daraus langfristig eine veränderte Haltung zu sich, den Mitmenschen und der Umwelt zu gewinnen. Dann werden Symptome verlieren auf diese Weise ihre psychische Bedeutung, sie werden "überflüssig", weil sie nicht mehr als Hinweis für einen ungelösten Konflikt dienen müssen, und die symptombelastete, kompromisshafte Konfliktlösung häufig anders und weniger leidvoll bewältigt werden kann. 

Im Prozess einer Analytischen Psychotherapie und bei der Entwicklung eines häufig ausgeglicheneren Seelenlebens sind allerdings belastende Erfahrungen und schmerzliche Phasen zu erwarten. Die Beschwerden können sich zu Beginn der Therapie zunächst schnell bessern, es können zwischenzeitlich aber auch Verstärkungen der Symptomatik auftreten. Meist ist eine längere, mühsame Phase des Durcharbeitens der Probleme und der neu entdeckten Lösungsmöglichkeiten nötig, bevor sich eine langfristige innere Entlastung Platz macht. Es geht in der Analytischen Psychotherapie letztlich darum, durch Bewusstmachen von Unbewusstem neue Perspektiven zu entdecken. Das verhilft dazu, das eigene Leben intensiver und gefühlvoller zu erfahren, und damit selbst-bestimmter, verantworteter und zufriedenstellender. Probleme und unvermeidliche Konflikte lassen sich nach einer Analytischen Psychotherapie meist leichter bewältigen, erweiterte Möglichkeiten und seelische Ressourcen stehe zur Verfügung.

Rahmenbedingungen und Behandlungsvoraussetzungen

Eine Analytische Psychotherapie kann bei uns in der Praxis als Einzeltherapie durchgeführt werden. Sie ist auf einen längeren Behandlungsprozess hin ausgerichtet und wird im Umfang von bis zu 300 Psychotherapiestunden von den gesetzlichen Krankenkassen finanziert. Die meisten privaten Krankenkassen und Beihilfestellen handhaben dies ähnlich. Hierbei ist das konkrete Vorgehen der Kostenübernahme jedoch in jedem Einzelfall vorab zu klären. Die Behandlung ist meist eine Langzeittherapie. 

Die Behandlung findet zu fest vereinbarten Wochenterminen, zwei- bis dreimal wöchentlich, und setzt voraus, dass in der Regel keine größeren Behandlungsunterbrechungen entstehen. Entsprechend teilt der behandelnde Psychotherapeut frühzeitig seine aufgrund von Urlaub oder Fortbildung geplanten Abwesenheitszeiten mit. Die Patientin orientiert sich mit ihren Abwesenheiten weitestgehend an diesen bekanntgegebenen Abwesenheitszeiten. Eine kontinuierliche Behandlungsbereitschaft über einen längeren Zeitraum (zwischen zwei und vier Jahren) wird vorausgesetzt, ebenso wie die Bereitschaft, die verbindlich vereinbarten Wochentermine soweit wie möglich einzuhalten.

Indikation zur Analytischen Psychotherapie

Wie alle psychotherapeutischen Richtlinienverfahren stellt auch die Analytische Psychotherapie ein „Breitbandverfahren“ dar. Grundsätzlich können damit alle psychischen Erkrankungen und Störungsbilder behandelt und in ihrer Symptomatik gelindert oder geheilt werden. Insbesondere sind es Symptome, wie

  • Ängste, Niedergeschlagenheit, Unruhe, Lebensunlust, innerer Rückzug, Vermeidungsverhalten

  • sich wiederholende Kontakt- und Beziehungsschwierigkeiten

  • Spannungszustände, z. B. Spannungskopfschmerzen, Schlafstörungen, Nägelkauen, Tics

  • Zwänge, d.h. immer wiederkehrende Gedanken oder Handlungen, die als störend oder unsinnig erlebt werden

  • selbstverletzendes Verhalten, Gedanken an Selbsttötung

  • auffallend aggressives Verhalten

  • Lern- und Arbeitsstörungen

  • sexuelle Schwierigkeiten, problematisches Sexualverhalten

  • Suchtverhalten, z.B. Alkohol, Medikamente, Drogen, Spielsucht

  • Essstörungen wie Magersucht, Bulimie oder Fettsucht

  • körperliche Erkrankungen wie Asthma, Migräne oder Neurodermitis, an denen häufig auch seelische Faktoren als Auslöser mit beteiligt sind

die unter den zuvor beschriebenen Voraussetzungen eine Indikation zur analytischen Psychotherapie nahelegen. Diagnostisch gesprochen sind es vor allem Depressionen, Angststörungen, Zwangskrankheiten, Persönlichkeitsstörungen, psychosomatische Erkrankungen und Anpassungsstörungen, bei denen eine solche Behandlung indiziert ist. Eine individuelle Indikationsstellung, ob eine Analytische Psychotherapie in Ihrem Fall angezeigt ist, wird im Rahmen eines ersten Vorgespräches („Sprechstunde“) durchgeführt.